01. November 2025 – Autor: Lukas Becker (PKV Experte)
HUK-COBURG Komfort 0:
Warum dieser teure PKV-Tarif dich
enttäuschen könnte
Du denkst über den Wechsel in die private Krankenversicherung nach und stolperst über den Tarif „Komfort 0" der HUK-COBURG? Auf den ersten Blick klingt das Angebot verlockend: Ein Kombitarif mit ambulanten, stationären und zahnärztlichen Leistungen – und das für rund 300 Euro weniger im Monat als die gesetzliche Krankenversicherung. Doch der Schein trügt. Denn bei genauerem Hinsehen offenbart dieser Tarif erhebliche Lücken, die dich im Ernstfall teuer zu stehen kommen können. Wir haben den „Komfort 0" für dich unter die Lupe genommen und zeigen dir, wo die Stolperfallen lauern.
Was kostet der Tarif wirklich – und lohnt sich das?
Für eine 35-jährige Person liegt der Bruttobeitrag bei etwa 935 Euro monatlich – inklusive Pflegepflichtversicherung und Krankentagegeld. Im Vergleich dazu zahlst du in der gesetzlichen Krankenversicherung rund 1.235 Euro. Eine Ersparnis von knapp 300 Euro pro Monat klingt erst mal verlockend. Doch Vorsicht: Der Preis ist gemessen an den tatsächlich gebotenen Leistungen ausgesprochen hoch. Andere PKV-Tarife bieten für ähnliche oder sogar niedrigere Beiträge deutlich bessere Absicherungen. Die entscheidende Frage lautet also: Bekommst du hier wirklich, wofür du zahlst?
Ambulante Leistungen: Gut, aber mit Einschränkungen
Arztbesuche und Medikamente
Im ambulanten Bereich werden 100 Prozent deiner Kosten erstattet – inklusive vieler Naturheilverfahren. Das klingt zunächst großzügig. Allerdings gibt es eine eingeschränkte Liste für alternative Medizin, die deine Erstattungsmöglichkeiten begrenzt. Immerhin: Bei Arzneimitteln zeigt sich der Tarif kulant. Auch patentgeschützte Medikamente werden uneingeschränkt übernommen, was ein echter Pluspunkt ist.
Vorsorgeleistungen und Heilmittel
Vorsorgeleistungen sind vollständig abgedeckt – allerdings nur für gesetzlich eingeführte Programme. Willst du zusätzliche Untersuchungen in Anspruch nehmen, musst du dich an eine vom Versicherer festgelegte Liste halten. Bei Heilmitteln wie Logopädie oder Ergotherapie sieht es ähnlich aus: Klassische Therapien sind enthalten, moderne oder innovative Behandlungsformen jedoch oft nicht. Das Problem? Ein festgelegtes Leistungsverzeichnis, das nicht mit der Zeit geht. Neue Therapieformen bleiben außen vor – ein echter Nachteil für die Zukunftssicherheit. Rehabilitationssport und Funktionstraining sind gar nicht erst mitversichert.
Gebührenordnung: Nur mittelmäßig
Die Gebührenordnung für ärztliche Leistungen ist auf das Dreifache bis Dreieinhalbfache des Satzes begrenzt. Im Vergleich zu Top-Tarifen ist das eher restriktiv – besonders, weil technische Leistungen und Laborleistungen noch niedriger gedeckelt sind. In teuren Großstädten oder bei spezialisierten Fachärzten könntest du hier schnell auf Kosten sitzen bleiben.
Das Hilfsmittel-Desaster
Hier offenbart sich die größte Schwachstelle des Tarifs: Für Hilfsmittel werden maximal 1.200 Euro vollständig erstattet. Darüber hinaus gibt es nur noch 90 Prozent für Standardausführungen – und das bis zu einer Obergrenze von 25.000 Euro. Klingt viel? Ist es nicht. Moderne myoelektronische Prothesen oder hochwertige Krankenfahrstühle kosten schnell ein Vielfaches davon. Die Deckelung ist im Vergleich zu tatsächlichen Kosten viel zu niedrig und birgt erhebliche Eigenkostenrisiken. Wenn du auf solche Hilfsmittel angewiesen bist, kann dich das finanziell massiv belasten.
Sehhilfen und Heilpraktiker
Sehhilfen werden alle zwei Jahre bis 600 Euro erstattet, operative Sehhilfen mit 500 Euro pro Auge. Für einfache Brillen mag das reichen, für aufwendigere Eingriffe wird es knapp. Heilpraktikerleistungen werden zu 100 Prozent erstattet – allerdings ohne das renommierte Hufeland-Verzeichnis. Das schränkt deine Wahlmöglichkeiten ein.
Psychotherapie: Licht und Schatten
Ambulante Psychotherapie ist grundsätzlich gut versichert, eine Begrenzung der Sitzungszahl gibt es nicht. Das ist positiv, birgt aber theoretisch das Risiko steigender Kosten, die sich langfristig auf deinen Beitrag auswirken könnten. Wichtig zu wissen: Heilpraktiker für Psychotherapie sind ausgeschlossen.
Stationäre Behandlung: Luxus mit Haken
Ein- oder Zweibettzimmer und Chefarztbehandlung
Im Krankenhaus hast du Anspruch auf Ein- oder Zweibettzimmer sowie Privatarztbehandlung – ohne Einschränkung. Ein echter Vorteil ist, dass Privatkliniken uneingeschränkt und ohne Bezug auf Fallpauschalen in voller Höhe erstattet werden. Das ist bei vielen anderen Tarifen oft limitiert.
Aber: Psychotherapie nur 30 Tage
Allerdings zeigt sich auch hier eine massive Lücke: Stationäre Psychotherapie wird nur bis 30 Tage versichert. Das ist extrem kurz und bei schwerwiegenden psychischen Erkrankungen völlig unzureichend. Die meisten seriösen Tarife bieten hier deutlich längere Zeiträume.
Gebührenordnung: Wieder Einschränkungen
Problematisch ist auch die Deckelung der Gebührenordnung für Operateure auf den Dreieinhalbfachen Satz. Bei einem Premium-Tarif würde man hier eigentlich eine uneingeschränkte Erstattung erwarten – gerade im stationären Bereich.
Gemischte Anstalten
Die Leistung für gemischte Anstalten wie medizinische Versorgungszentren erfolgt nur nach vorheriger Zusage – außer im Notfall und wenn keine Alternative vor Ort besteht. Transportkosten zum nächstgelegenen geeigneten Krankenhaus werden immerhin in vollem Umfang erstattet.
Zahnleistungen: Nur 80 Prozent und starre Listen
Zahnärztliche Behandlungen werden zu 100 Prozent bezahlt – soweit, so gut. Doch beim Zahnersatz wird es mager: Nur 80 Prozent Erstattung, und das auch noch mit festem Material- und Laborkostenverzeichnis. Neue oder teurere Materialien? Pech gehabt. Du bleibst auf der Differenz sitzen.
Auch bei diesen Leistungen gibt es nur 80 Prozent:
Inlays
Implantate
Kieferorthopädie (nur bis zum 21. Lebensjahr)
Die Zahnstaffel: Geduld ist gefragt
Eine Zahnstaffel begrenzt deine Erstattung zusätzlich: Im ersten Jahr werden maximal 1.000 Euro erstattet, innerhalb von drei Jahren maximal 3.000 Euro. Brauchst du hochwertigen Zahnersatz, musst du dich also gedulden – oder tief in die Tasche greifen. Die Gebührenordnung bei Zahnärzten ist analog zum ambulanten Bereich auf das Dreieinhalbfache begrenzt. Ein Heil- und Kostenplan muss vorgelegt werden.
Weitere Details: Was du noch wissen solltest
Die wichtigsten Rahmenbedingungen im Überblick:
Selbstbeteiligung: Keine allgemeine Selbstbeteiligung, keine Pauschalen
Beitragsrückerstattung: Sehr gering und für den hohen Beitrag enttäuschend
Kündigungsfrist: Drei Monate zum Jahresende bei mindestens einjähriger Laufzeit
Auslandsschutz: Nur bis zu zwei Monate weltweiter Versicherungsschutz; längere Reisen oder Wegezug aus dem europäischen Wirtschaftsraum sind eingeschränkt
Krankentagegeld: Zusätzlich versichert
Auslandsrücktransport: Enthalten, aber ohne weitergehenden Zusatzschutz
Begleitpersonen im Krankenhaus: Kein Problem
Hospizleistungen: Enthalten
Kurleistungen: Anschlussheilbehandlungen ambulant und stationär bis 35 Tage mit 100 Prozent Erstattung
Fazit: Teuer, lückenhaft und nicht zukunftssicher
Der Tarif „Komfort 0" der HUK-COBURG ist ein Paradebeispiel dafür, dass ein hoher Beitrag keine Garantie für gute Leistungen ist. Ja, es gibt einige Pluspunkte: uneingeschränkte Privatarztbehandlung im Krankenhaus, gute Heilpraktikerabdeckung und vollständige Arzneimittelversorgung. Doch die Liste der Schwächen ist lang:
Massive Einschränkungen bei Hilfsmitteln mit viel zu niedrigen Obergrenzen
Starre Leistungsverzeichnisse, die medizinische Fortschritte nicht abbilden
Nur 30 Tage stationäre Psychotherapie – völlig unzureichend
Zahnersatz nur zu 80 Prozent mit festem Materialkatalog
Gebührenordnung nur bis Dreieinhalbfacher Satz – im Premium-Segment zu wenig
Magere Beitragsrückerstattung trotz hohem Preis
Der Tarif ist nicht zukunftssicher. Durch die festen Leistungsverzeichnisse und Materiallisten werden neue Behandlungsmethoden und innovative Therapien nicht zeitnah abgedeckt. Das bedeutet: Was heute noch ausreichend erscheint, kann morgen schon veraltet sein.
Für wen ist dieser Tarif geeignet? Ehrlich gesagt: Für die wenigsten. Wenn du mit einem begrenzten Leistungsspektrum leben kannst und trotz hohem Beitrag Kompromisse akzeptierst, mag er für dich infrage kommen. Für alle anderen – also alle, die eine rechtssichere, leistungsstarke und zukunftsfähige Absicherung suchen – gibt es deutlich bessere Alternativen am Markt.
Unser Tipp: Lass dich vor Abschluss einer privaten Krankenversicherung unabhängig beraten. Ein umfassender Stabilitätscheck, bei dem Rechtssicherheit, Beitragsstabilität und Tarifsteuerung analysiert werden, ist unverzichtbar. Gerade der „Komfort Null" zeigt keine klare Linie in der Steuerung seiner Leistungen und wirkt teils widersprüchlich. Nimm dir die Zeit für ein kostenfreies Erstgespräch zur individuellen Tarifprüfung – deine Gesundheit und dein Geldbeutel werden es dir danken.
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