18. November 2025 – Autor: Lukas Becker (PKV Experte)
Nürnberger TOP3+:
Warum dieser PKV-Tarif trotz hohem Preis enttäuscht
Über 1.000 Euro monatlich für eine private Krankenversicherung – das klingt nach Rundum-Sorglos-Paket und Premiumversorgung. Doch was bekommst du tatsächlich für dein Geld? Der PKV-Experte Lukas Becker hat den „TOP3+"-Tarif der Nürnberger genau unter die Lupe genommen und kommt zu einem ernüchternden Ergebnis: Trotz stolzem Beitrag von 1.075,74 € brutto (572,14 € nach Arbeitgeberzuschuss) für einen 34-jährigen Versicherten bleiben viele Leistungen hinter den Erwartungen zurück. Was du über diesen Tarif wissen solltest, bevor du dich entscheidest, erfährst du hier. Wenn du dir den Tarif lieber erklären lässt, statt alles zu lesen: In unserem YouTube‒Video zum Nürnberger TOP3+ gehen wir alle wichtigen Punkte Schritt für Schritt durch – von den Leistungen über die möglichen Fallstricke bis hin zu einem ehrlichen Fazit. So bekommst du in wenigen Minuten ein klares Bild, ob der Tarif wirklich zu dir passt.
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Was der Tarif verspricht – und was dahintersteckt
Der TOP3+ wurde ursprünglich 2013 aufgelegt und 2025 aktualisiert. Er kombiniert ambulante Versorgung (Top 3), stationäre Behandlung (S1), Zahnleistungen (ZZ20) und einen Pflege-Zusatz. Die Selbstbeteiligung liegt bei 300 € jährlich (150 € bis zum 21. Lebensjahr). Auf dem Papier klingt das solide – doch der Teufel steckt im Detail.
Ambulante Behandlung: Viel Licht, aber auch Schatten
Im ambulanten Bereich erstattet der Tarif 100 % der Behandlungskosten inklusive Naturheilverfahren. Das klingt erstmal großzügig. Allerdings sind Vorsorgeleistungen streng auf die gesetzlich vorgeschriebenen Programme beschränkt – keinen Cent mehr. Wer zusätzliche Check-ups oder erweiterte Vorsorgeuntersuchungen möchte, schaut in die Röhre. Arzneimittel und Verbandsmittel werden nur zu 80 % bis zu einem Rechnungsbetrag von 2.000 € erstattet, darüber hinaus 100 % – immer abzüglich der Selbstbeteiligung. Immerhin: Es gibt keine Beschränkung auf Generika. Bei Heilmitteln wie Logopädie, Ergotherapie oder Podologie gilt die gleiche 80/100-Regelung. Besonders problematisch: Der Tarif enthält keine klare Regelung zu nichtärztlichen Behandlern wie Physiotherapeuten oder Ergotherapeuten. Diese Lücke kann in Zukunft zu bösen Überraschungen führen, wenn die Versicherung plötzlich Leistungen verweigert.
Die Highlights im Ambulanten
  • Sehhilfen: 100 % bis 170 € alle zwei Jahre, plus operative Sehkorrekturen ohne Summen- oder Wiederholungsbegrenzung – das ist tatsächlich ein starker Pluspunkt
  • Heilpraktikerleistungen: 100 % nach Gebührenordnung
  • Ambulante Transportkosten: Vollständig abgedeckt
  • Schutzimpfungen: 100 % nach STIKO-Liste (aber nicht für Auslandsreisen oder berufliche Ausnahmen)
Wo es richtig kritisch wird
Psychotherapie ist auf maximal 50 Sitzungen begrenzt. Was danach kommt, zahlst du aus eigener Tasche – und das kann richtig teuer werden. Für einen PKV-Tarif dieser Preisklasse ist das eine gravierende Schwachstelle. Die Gebührenordnung ist auf den 3,5-fachen Satz gedeckelt. Bei diesem Preisniveau sollten höhere Sätze selbstverständlich sein. Auch Hilfsmittel werden nur nach GKV-Standard erstattet – für eine private Krankenversicherung einfach zu wenig.
Stationäre Versorgung: Komfort ja, aber mit Einschränkungen
Der Basistarif bietet nur Mehrbettzimmer auf GKV-Niveau. Erst mit dem Aufbautarif S1 bekommst du Ein- oder Zweibettzimmer sowie Privatarztbehandlung. Die stationären Leistungen werden bis zum 3,5-fachen Gebührensatz abgedeckt, der S1-Tarif geht sogar darüber hinaus. Aber Achtung: Private Krankenhausleistungen sind nur bis zum einfachen Satz der allgemeinen Krankenhausleistungen erstattungsfähig. Das liegt unter dem üblichen PKV-Standard und führt bei vielen Privatpatienten zu Zuzahlungen. Das Ersatzkrankenhaustagegeld von 25 € bei Verzicht auf stationäre Unterbringung oder Privatarzt ist geradezu mickrig im Vergleich zu anderen Tarifen.
Positive Ausnahmen
  • Psychotherapie stationär: 100 % ohne Einschränkung – hier zeigt sich der Tarif großzügig
  • Stationäre Transportkosten: Vollständige Übernahme zum nächst geeigneten (nicht nur nächstgelegenen) Krankenhaus
  • Mixed-Anstalten: Mit vorheriger Zusage 100 % Erstattung, bei Notfällen auch ohne
  • Begleitpersonen bei Kindern: 100 % nach stationärem Regelsatz
Zahnleistungen: Der große Knackpunkt
Ambulante Zahnbehandlungen werden ohne Zahnstaffel zu 100 % übernommen – das ist vorbildlich. Beim Zahnersatz wird es jedoch dünn: Nur 80 % Erstattung (60 % Tarif plus 20 % Aufbau), plus die 300 € Selbstbeteiligung. Die Zahnstaffel in den ersten sechs Jahren beträgt maximal 4.000 € – bei Kronen oder Implantaten ist diese Grenze schnell erreicht. Auch hier gilt nur der 3,5-fache Gebührensatz, während viele PKV-Tarife bessere Konditionen bieten. Für einen Heil- und Kostenplan wird eine Obergrenze von 25.000 € empfohlen – eine klare Bezirksgrenze für größere Behandlungen.
Die versteckten Fallen: Steuerungsmechanismen und Kosten
Besonders kritisch sind die eingebauten Steuerungsmechanismen: Der Tarif enthält eine Pauschalleistung bei leistungsfreien Jahren von vier Monatsbeiträgen. Das klingt nach Bonus, belastet aber die Versichertengemeinschaft und führt langfristig zu Beitragserhöhungen. Die Beitragsrückerstattung von maximal zwei Monatsbeiträgen nach drei Jahren ist zu hoch angesetzt und treibt die Beiträge zusätzlich in die Höhe. Solche Mechanismen sind weniger fair für die Versicherten und wirken sich negativ auf die Beitragsstabilität aus. Steuerlich ist der Tarif durch die reduzierte Absetzbarkeit im Vergleich zur GKV kaum attraktiv. Der Nettoersparnisansatz ist minimal bis nicht vorhanden – hier solltest du unbedingt eine steuerliche Beratung in Anspruch nehmen.
Was komplett durchfällt
  • Kurleistungen: Stationär oder ambulant meist unter GKV-Niveau, kaum Rechtsansprüche
  • Häusliche Krankenpflege: Nur eingeschränkt versichert, Haushaltshilfe und Kinderbetreuung faktisch ausgeschlossen
  • Naturheilverfahren: Hufeland-Verzeichnis ist ausgeschlossen, was viele alternative Verfahren betrifft
Fazit: Zu viel Geld für zu wenig Leistung
Der Nürnberger TOP3+ präsentiert sich als Premium-Tarif, enttäuscht aber beim genaueren Hinsehen. Die Tarifstruktur wirkt inkonsistent: Hier großzügige Leistungen (operative Sehkorrektur, stationäre Psychotherapie), dort frustrierende Deckelungen (ambulante Psychotherapie, Hilfsmittel, Zahnersatz). Eine klare Linie ist nicht erkennbar. Besonders problematisch:
  • Fehlende Formulierungen zu nichtärztlichen Behandlern schaffen Rechtsunsicherheit
  • Ambulante Psychotherapie auf 50 Sitzungen begrenzt – ein erhebliches Risiko
  • Viele Leistungen nur auf GKV-Niveau trotz PKV-BeitragUngünstige Steuerungsmechanismen belasten die Beitragsentwicklung
  • Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt nicht
Dein Takeaway: Wenn du über 1.000 Euro monatlich für eine private Krankenversicherung investierst, solltest du deutlich mehr bekommen als einen Tarif mit GKV-Standard an vielen Stellen. Bevor du dich für den TOP3+ entscheidest, lohnt sich definitiv ein Marktvergleich. Eine fundierte Beratung hilft dir, Tarife zu finden, die mehr Leistung für weniger Geld bieten und langfristig beitragsstabil bleiben. Gerade bei so wichtigen Entscheidungen wie der Krankenversicherung solltest du nicht auf das erstbeste Angebot setzen – dein zukünftiges Ich wird es dir danken.
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